Dass Unternehmen einen Praktikumsplatz anbieten, hat Vorteile für das Unternehmen selbst und für die Praktikanten. Einer dieser Vorteile ist, dass die Vergabe von Praktikumsplätzen an Praktikanten als Form der Mitarbeitergewinnung genutzt wird. Welche Praktika es gibt, welche Vorteile Unternehmen und Praktikanten haben und worauf Unternehmen bei der Vergabe achten sollten – wir haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst.
Praktikanten als Form der Mitarbeitergewinnung
Praktikanten einstellen ist eine Form der Mitarbeitergewinnung, um einen Pool an künftigen potenziellen Mitarbeitern aufzubauen. Umgekehrt können sich Praktikanten einen ersten Eindruck von einem bestimmten Berufsfeld und von einem Unternehmen verschaffen. Welche Gründe gibt es für Unternehmen noch, Praktikanten einzustellen, und welchen Nutzen haben Praktikanten?
1. Warum Unternehmen Praktikanten einstellen
Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen Praktikumsplätze anbieten und Praktikanten einstellen. Einer der Hauptgründe sind Praktikanten als Form der Mitarbeitergewinnung und die damit verbundene Nachwuchssicherung. Gleichzeitig leisten Praktikanten mit ihrer Arbeitskraft wertvolle Unterstützung und entlasten Mitarbeiter. Praktikanten bringen neue Sichtweisen und neuen Schwung und steigern die Reputation der Unternehmensmarke.
2. Vorteile für Unternehmen
- Ein für Unternehmen bereits erwähnter Vorteil sind Praktikanten als Form der Mitarbeitergewinnung und Nachwuchsbindung.
- Die mit Praktikanten verbundene Nachwuchsförderung ist eine Möglichkeit, sich nach Außen hin ein gutes Image aufzubauen und sich bei jüngeren Zielgruppen bekanntzumachen.
- Praktikanten sind flexibel einsetzbar und übernehmen Projekte, für die bislang keine Zeit war.
- Praktikanten entlasten andere Mitarbeiter.
- Sie können sich intensiv mit unternehmerischen Fragestellungen befassen, sodass eingefahrene Prozesse verbessert werden können.
3. Vorteile für Praktikanten
- Schüler und Studenten haben im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung Zugang zur Berufspraxis und sammeln erste Berufserfahrung.
- Ein Praktikum gibt Einblick in berufs- und studienrelevante Arbeitsfelder und bietet die Möglichkeit, die spätere Studien- und Berufswahl auszuloten.
- Praktika fördern das Bewusstsein für persönliche Interessen und Potenziale und legen die eigenen Fähigkeiten offen.
- Praktika bieten die Gelegenheit, sich mit unterschiedlichen Problemstellungen in Unternehmen zu beschäftigen.
Das müssen Sie beachten, wenn Sie Praktikanten einstellen
Wenn Sie bereits Praktikanten als Form der Mitarbeitergewinnung beschäftigen oder darüber nachdenken, sollten Sie verschiedene Aspekte berücksichtigen.
1. Die Arbeitszeit von Praktikanten
Bezüglich der Arbeitszeit gelten für Praktikanten folgende Regeln:
- Praktikanten unter 15 Jahren dürfen nicht länger als 7 Stunden arbeiten.
- Bei Praktikanten zwischen 15 und 18 Jahren beträgt die Arbeitszeit bis zu 8 Stunden.
- Praktikanten, die vollzeitschulpflichtig sind, dürfen ebenfalls höchstens 7 Stunden arbeiten.
- Bei einer Arbeitszeit von 4,5 bis 6 Stunden steht dem Praktikanten eine Ruhepause von 30 Minuten zu, die sich nach mehr als 6 Stunden auf mindestens 60 Minuten erhöht.
- Grundsätzlich dürfen Praktikanten nach 20:00 Uhr nicht mehr arbeiten.
- Ausnahmen gibt es in der Gastronomie und im Schaustellergewerbe (bis 22:00 Uhr), in Betrieben mit Schichtarbeit (bis 23:00 Uhr), in der Landwirtschaft (ab 5:00 Uhr oder bis 21:00 Uhr) sowie in Bäckereien und Konditoreien (ab 5:00 Uhr und ab 17 Jahren ab 4:00 Uhr).
Die Arbeit an Samstagen und Sonntagen ist grundsätzlich verboten. Ausnahmen gibt es im Gesundheitswesen, in Bäckereien und im Friseurhandwerk, wobei eine Freistellung an einem Wochentag erfolgen muss.
2. Die Bezahlung eines Praktikums
Praktikanten haben Anspruch auf Mindestlohn, wenn es sich um ein freiwilliges Praktikum handelt und mehr als drei Monate dauert. Der Mindestlohn liegt seit dem 1. Januar 2019 bei 9,19 Euro pro Stunde. Anderes gilt für das Pflichtpraktikum, bei dem kein gesetzlicher Vergütungsanspruch besteht, sodass die Bezahlung im Ermessen des Unternehmens liegt. Im Gegensatz zu Pflichtpraktika müssen freiwillige Praktikanten Sozialversicherungsbeiträge leisten. Das durchschnittliche Gehalt für ein Praktikum liegt bei 1.098,67 Euro. Während das Pflichtpraktikum mit durchschnittlich 940 Euro vergütet wird, wird das freiwillige Praktikum mit durchschnittlich 1.239,75 Euro entlohnt (Quelle: https://www.praktikum.info/karrieremagazin/gehalt/praktikum-gehalt).
3. Die verschiedenen Arten von Praktika: Pflichtpraktikum und freiwilliges Praktikum
Differenziert wird zwischen Pflichtpraktikum und freiwilligem Praktikum. Von der jeweiligen Praktikumsart sind die Rahmenbedingungen abhängig.
- Das Pflichtpraktikum betrifft meistens Schüler und Studenten. Bei einem Pflichtpraktikum ist die Dauer der Ausbildung regelmäßig vorgeschrieben, da die Universität oder Schule Hauptarbeitgeber des Praktikanten bleibt. Für Praktikanten bedeutet das, dass sie keinen Anspruch auf Urlaub oder auf Entgelt haben, dessen Bezahlung der Freiwilligkeit des Unternehmens obliegt. Meistens wird ein Zeugnis erteilt, ein Anspruch auf ein bewertetes Praktikumszeugnis besteht jedoch nicht.
- Bei einem freiwilligen Praktikum ist das Unternehmen Hauptarbeitgeber, sodass das Berufsbildungsgesetz (BBiG) gültig ist. Das bedeutet, dass der Praktikant Anspruch auf eine Vergütung, auf Urlaub und auf ein Zeugnis hat. Außerdem kann der Praktikumsplatz mit einer Frist von vier Wochen zu jeder Zeit gekündigt werden.
Für beide Seiten ist es empfehlenswert, einen Arbeitsvertrag aufzusetzen, in dem die Rechte und Pflichten von Arbeitgeber und Praktikant schriftlich festgehalten werden. Zu den wichtigsten Inhalten gehören die Dauer des Praktikums, die Arbeitszeiten, die Aufgabengebiete, die Vergütung, Urlaubstage und Regelungen für den Krankheitsfall sowie eine Verschwiegenheitsklausel über Unternehmensinterna.
4. Vorbereitung und Durchführung eines Praktikums
Die Art des Praktikums entscheidet über den Ablauf und die Zielsetzung, die nur erreicht werden kann, wenn die Rahmenbedingungen im Unternehmen stimmen und die notwendigen Arbeitsmittel und Informationsmaterialien zur Verfügung stehen. Die relevanten Abteilungen beziehungsweise Arbeitsbereiche planen die Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten, wobei ein Ablaufplan als Planungsgrundlage und Zielkontrolle dient. Außerdem wird ein Betreuer für die Zeit des Praktikums festgelegt. Wichtig ist, dass zu Beginn des Praktikums ein Betriebsrundgang sowie die Durchführung aller Sicherheits- und Gesundheitsunterweisungen stattfinden.
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