Deutsche Unternehmen tun sich mit der Suche nach Auszubildenden schwer, und so werden in nahezu jedem dritten Betrieb Ausbildungsplätze nicht besetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Ausbildungsumfrage, die der DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) Mitte Juli 2017 vorgestellt hat. Nicht alle Branchen sind betroffen, sondern insbesondere das Bau- und Gaststättengewerbe. An der Umfrage waren bundesweit 10.561 Unternehmen beteiligt. Das Umfrageergebnis verlangt nach Konsequenzen. Ob es andere Möglichkeiten gibt – lesen Sie mehr!
Vorgestellt wurde das Ergebnis der Online-Ausbildungsumfrage von DIHK-Präsident Eric Schweitzer gemeinsam mit dem stellvertretenden DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks in Berlin. Die Lage sei ernst, so Eric Schweitzer, da „fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb“ noch nicht einmal eine Bewerbung erhalten hat. Das sind in Zahlen 15.500 Betriebe, deren Zahl gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gestiegen ist. „Uns geht der Nachwuchs aus“, mit diesen Worten zieht Eric Schweitzer ein Fazit aus der Umfrage und meint damit die 31 Prozent der Betriebe, in denen Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, wobei es in den neuen Bundesländern sogar 41 Prozent sind. Insgesamt sei dies eine „gefährliche Entwicklung für die gesamte Gesellschaft“, da fehlende Fachkräfte weniger Wachstum und Wohlstand bedeuten, meint Schweitzer. Dass Ausbildungsplätze unbesetzt seien, verlange eine enge Zusammenarbeit aller Akteure vor Ort, forderte DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks, was insbesondere für ländliche Regionen gelte. Die Erfolgsgeschichte könne nur fortgeschrieben werden, wenn weiterhin nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werde. Erfolgsfaktoren sind nach Auffassung Dercks eine noch intensivere Kommunikation zwischen Betrieben und Berufsschulen, was sich die Betriebe der Umfrage zufolge wünschen. Gleiches gilt für eine bessere digitale Infrastruktur in den Schulen mit der Konsequenz, dass bereits in den allgemeinbildenden Schulen IT-Kenntnisse stärker vermittelt werden müssten.
Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell 328 Ausbildungsberufe. Bei Männern ist der beliebteste Beruf der des Kraftfahrzeugmechatronikers, während Frauen sich vor allem für den Ausbildungsberuf Kauffrau für Büromanagement begeistern. Ausbildungsplätze unbesetzt sind vor allem im Baugewerbe und in der Gastronomie, während die Immobilienbranche die wenigsten Probleme hat (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155817/umfrage/berufe-mit-hohem-anteil-an-unbesetzten-ausbildungsplaetzen/). Im Jahr 2015 war die Berufsgruppe „Industrie und Handel“ die mit den meisten neuen Ausbildungsverträgen. Dass die Zahl der Ausbildungsplätze größer ist als die Anzahl der Bewerber und dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, ist erstmals 2008 aufgetreten. Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen sind vor allem nicht geeignete Bewerbungen. Außerdem sind Auszubildende in Bezug auf das auszubildende Unternehmen wählerisch und favorisieren Großunternehmen, die mehr als 250 Beschäftigte haben. Ein Problem ist auch, dass Bewerber unklare Vorstellungen von ihrem zukünftigen Beruf haben und sich bei der Berufswahl schwer tun und zu Fehleinschätzungen neigen.
Weil Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben sind viele Betriebe gezwungen, neue Wege zu beschreiten und sich um neue Gruppen zu bemühen. Dazu gehören Studienabbrecher, an die sich 42 Prozent der Betriebe wenden. Unternehmen bemühen sich außerdem um neue Anreize, mit denen sie Bewerber für ihr Unternehmen gewinnen möchten. Dazu gehören zum Beispiel Zusatzqualifikationen und Auslandsaufenthalte. Diese Strategie zeigt erste Erfolge. So haben 43 Prozent aller Studienabbrecher im Jahr 2016 in den ersten sechs Monaten nach ihrer Exmatrikulation eine Fachausbildung begonnen. Das geht aus einer jüngst auf http://www.dzhw.eu/publikation/neu veröffentlichten Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung hervor, während die Quote im Jahr 2008 lediglich bei 22 Prozent lag.
Bezüglich der neuen Wege lohnt sich auch ein Blick nach Großbritannien, dessen Ausbildungssystem als liberales System bezeichnet wird. In England und Wales sind berufliche Prüfungen nicht nur auf Auszubildende begrenzt, sondern können von jeder Person abgelegt werden. Dabei spielt es keine Rolle, wie und wann die betreffende Person die abgefragten beruflichen Kenntnisse erworben hat. Das hätte in Deutschland zur Folge, dass das vorhandene Potenzial in vollem Umfang genutzt werden kann. Für Menschen, die in der Mitte ihres Lebens unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren haben, wäre das trotz des fortgeschrittenen Alters eine echte Chance. Ohnehin wird in Zukunft das Rentenalter weiter nach hinten verschoben, sodass die Lebensarbeitszeit insgesamt steigt.
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