Es erscheint einfach traumhaft: Arbeiten vom Heimarbeitsplatz. Der individuelle Biorhythmus bestimmt die Arbeitszeiten. Die alltäglichen Erledigungen können ganz bequem im persönlichen Arbeitstief erledigt und bei Sonnenschein kann auch auf dem Balkon gearbeitet werden. Und selbst Konferenzen sind plötzlich nicht mehr ganz so steif, wenn sie per Telefon und im Jogginganzug abgehalten werden.
Kein Dresscode, keine anstrengenden Kollegen, die laufend den eigenen Arbeitsplan durcheinander bringen, und kein lästiges Weckerklingeln am frühen Morgen. Der Heimarbeitsplatz hat zahlreiche Vorteile. Man konzentriert sich auf das Wesentliche und vergeudet keine Zeit mehr mit den Arbeitswegen. Und selbst Handwerker- oder Arzttermine lassen sich problemlos in den Arbeitsalltag integrieren. Dank moderner Kommunikationsmittel wie Laptop und Smartphone und der Möglichkeit per Online-Server von überall aus auf die Arbeitsunterlagen zugreifen zu können, ist das Arbeiten von zu Hause für viele möglich.
Auch wenn der Heimarbeitsplatz wie eine süße Verlockung erscheint, hat er doch auch so manche Tücke. Denn wenn sich in den eigenen vier Wänden Privates und Beruf vermischt, ist es nicht immer einfach, abzuschalten und sich dem Privatleben zu widmen. Per Mail ist man jederzeit erreichbar, weil sie nun nicht mehr nur auf den Bürorechner kommen, sondern auf das Smartphone. Und so mancher berufliche Anruf erreicht einen zu Zeiten, die eigentlich Familie und Freunden gewidmet werden sollte. Zudem entgehen einem die Gespräche auf den Bürofluren, durch die man stets auf dem neuesten Stand bleibt. Vielmehr stellt sich am Heimarbeitsplatz plötzlich die Frage, wie man am besten ein gut integriertes Teammitglied bleibt.
Auch auf die eigene Produktivität hat der Heimarbeitsplatz überraschende Auswirkungen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Arbeit im Team, selbst mit manchmal nervigen Kollegen und Nebengeräuschen, produktiver ist, als abgeschieden am ruhigen Heimarbeitsplatz. Der sogenannte Kollegen-Effekt, der sowohl bei Laboruntersuchungen als auch in der realen Arbeitswelt nachgewiesen wurde, bewirkt, dass der Output des Einzelnen im Team deutlich größer ist als der von Personen, die alleine arbeiten. In Teams ziehen die schnellen Mitarbeiter die langsameren mit, ohne selbst Leistungseinbußen zu haben. Gut durchmischte Teams sind demnach das Beste, was Arbeitgebern passieren kann. Nicht die vermeintliche Belohnung des Mitarbeiters mit einem Heimarbeitsplatz regt dessen Produktivität an, sondern die Arbeit im Team, selbst wenn es darin schwächere Glieder geben sollte.
Ist es der Wunsch, als Teammitglied das eigene Team so gut wie möglich zu unterstützen? Oder baut sich ein Druck auf, der eine Leistungssteigerung nach sich zieht? Untersuchungen haben gezeigt, dass es letztlich die soziale Kontrolle ist, die im Team wirkt. Sobald ein eher langsamerer Mitarbeiter weiß, dass er wiederholt mit seinem schnelleren Kollegen arbeiten wird, erhöht sich seine eigene Produktivität. Eine weitere Steigerung ist zu verzeichnen, wenn er zudem noch im Sichtfeld des produktiveren Kollegen sitzt. Letztlich ist es also ein gewisser Druck, der die Teamarbeit im Vergleich zur Heimarbeit produktiver gestaltet.
Es bleibt festzuhalten, dass sich die guten Leistungen einzelner Mitarbeiter positiv auf das gesamte Team auswirken. Arbeitgeber sind daher schlecht beraten, wenn sie ihre besonders guten Angestellten, mit einem Heimarbeitsplatz belohnen. Denn dadurch sinkt letztlich die Produktivität aller. Zudem ist Arbeiten von zu Hause auch für den Arbeitnehmer nicht nur angenehm, sondern kann auch anstrengend sein. Arbeit und Privatleben lassen sich nicht klar voneinander trennen und dies kann für zusätzlichen Stress sorgen.
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